Freitag, 23. Januar 2009

Rückruf für Mavic-Vorderräder Sturzgefahr wegen brüchiger Speichen

Der französische Sport­artikel­hersteller Mavic ruft weltweit rund 40 000 Rennrad-Vorderräder vom Typ R-Sys zurück. Die aus Carbon­faser hergestellten Speichen können unter bestimmten Umständen brechen. Es drohen gefährliche Stürze. test.de liefert alle Informationen zur Rückruf­aktion.




Leicht, aber spröde
Mavic hat für R-Sys-Rennrad-Räder Speichen aus Carbon konstruiert. Der Werkstoff besteht aus Kohlenstofffasern, die in Harz einbettet werden und dann unter hohem Druck und hoher Temperatur aushärten. Carbon ist viel leichter als Stahl oder Aluminium und gleichzeitig höher belastbar. Allerdings: Im Gegensatz zu Metallen ist Carbon spröde und immer nur in der Richtung belastbar, in der die Fasern ausgerichtet sind.
Zug und Druck
Zusätzliche Besonderheit bei R-Sys-Vorderrädern: Die Speichen sind als dünne Röhren konstruiert. Sie können anders als herkömmliche Edelstahlspeichen nicht nur Zug-, sondern auch Druckkräfte aufnehmen. R-Sys-Räder sind dadurch nach Herstellerangaben trotz ihres geringeren Gewichts steifer als herkömmliche Rennrad-Räder. Tests von Fachzeitschriften haben das bestätigt. Trotz des hohen Preises von rund 1 000 Euro pro Satz aus Vorder- und Hinterrad waren R-Sys-Räder sehr erfolgreich.


„Nicht mehr benutzen“


Die gegenüber seitlichem Druck sehr empfindlichen R-Sys-Speichen erlitten Berichten in der Fachpresse zufolge recht oft schon beim Transport Schäden. Im Betrieb galten Sie bisher als sicher. Hintergrund: Die Speichen werden während der Fahrt fast ausschließlich in Längsrichtung belastet. Wenn allerdings – durch aufgewirbelte Stöcke oder Steine etwa – doch eine Querbelastung auftritt, droht sofortiger Speichenbruch. Bei R-Sys-Vorderrädern sorgen nur 16 statt der bei herkömmlichen Rennrad-Vorderrädern sonst üblichen 24 bis 32 Speichen für die Verbindung von der Nabe zur Felge. Wenn eine dieser Speichen während der Fahrt bricht, ist eine Überlastung der Nachbarspeichen möglich: Diese können dadurch ebenfalls brechen. Ein unter Umständen lebensgefährlicher Sturz ist bei einer solchen Kettenreaktion unvermeidlich. Mavic selbst warnt in der Presseerklärung zum Rückruf: „Diese Laufräder dürfen nicht mehr benutzt werden.“


Austausch ab April


Mavic will ab April neue, stabilere R-Sys-Vorderräder liefern. Bis dahin erhalten Besitzer solcher Räder einen Satz konventioneller Rennradräder vom Typ Aksium im Gegenwert von rund 150 Euro, die sie auch nach Lieferung der neuen R-Sys-Räder als Reserve behalten dürfen. Besitzer von R-Sys-Rädern bittet Mavic, sich umgehend beim Händler oder unter den Rufnummern 00 800 23 47 88 75 (Deutschland und Schweiz) und 0 15 46 63 55 21 (Österreich) zu melden.


Problem bei Prüfstandversuchen
Nach Darstellung einer Mavic-Sprecherin habe die Stabilität der R-Sys-Speichen bei Prüfstandversuchen unter extremen Bedingungen nicht ausgereicht. Es liege allerdings bisher weltweit kein einziger Bericht über einen durch Speichenbruch herbeigeführten Sturz vor.
Herstellerhaftung bei Unfällen
Rennradfahrer, die durch Stürze nach Brüchen von R-Sys-Speichen Verletzungen und Sachschäden erleiden, habe gute Chancen auf Schadenersatz. Für Produktfehler haftet Mavic als Hersteller, ohne dass Opfer dem Unternehmen ein Verschulden nachweisen müssen. Für Sachschäden gilt ein Selbstbehalt von 500 Euro. Bei Körperverletzungen ist voller Schadenersatz und ein angemessenes Schmerzensgeld fällig.


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